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Island - Erlebnisse am nördlichen Polarkreis

von Aeneas-Carlo Dörschmann-Sander

Island, Eisland- das Land der Superlative; die größte Vulkaninsel der Erde, direkt auf dem Mittelatlantischen Rücken gelegen. Feuer und Eis befinden sich hier in ewiger Rivalität. Trolle und Feen werden verehrt und es existiert sogar ein Ministerium für sie. Bei Bauvorhaben beispielsweise, werden Felsen umbaut, wo eventuell Feen hausen könnten.

Ein Traum wird wahr, wir fliegen im Februar nach Reykjavik, der nördlichsten Hauptstadt unseres Planeten. Im Gepäck haben wir Träume, Wünsche und Ziele- natürlich auch dicke Winterkleidung. Der Blick aus dem Bullauge des Fliegers verschlägt uns fast den Atem! Die Wolkendecke schob sich wie ein Theatervorhang beim Landeanflug auseinander und wir sahen die wilde Küste, den eiskalten Nordatlantik, riesige Gletscher und in verschiedenen Brauntönen durchzogene Vulkanerde.


Der Airport von Keflavik ist ca. eine Stunde Busfahrt von der Hauptstadt entfernt. Eisiger Wind peitschte über das flache Land. Wir bezogen in einem Guest House im Zentrum - in direkter Nähe zur wunderschönen HELLGRIMSKIRKJA- Quartier. Jene Kirche ist ein Beispiel gelungener und zugleich moderner Kirchenbauweise. Beim abendlichen Bummel durch Reykjavik fiel uns auf, dass alle Wege und Strassen eisfrei waren; der Grund ist simpel: Fussbodenheizung. Island ist durch die geothermale Situation und Wasserkraft nahezu energieneutral.

Island

Jedes Auto fährt in den Wintermonaten mit spikes- besetzten Autoreifen, was einen einmaligen Sound auf dem Asphalt ergibt. Das isländische Parlament hat die Grösse einer Landdorfschule, was uns schmunzeln lies. Reykjavik ist eine schöne kleine Stadt mit regem Nachtleben- tolle Bars und Kneipen laden zum Verweilen ein. Im Quartier mussten wir uns erst an die „Wassersituation“ gewöhnen. Wenn man den Warmwasserhahn betätigt, kommt kochend heisses, nach faulen Eiern übelriechendes, schwefelhaltiges Wasser heraus. Benutzt man allerdings den Kaltwasserhahn, kommt das beste Gletscherwasser- hervorragend zum Trinken. So war der Kauf von Wasser völlig unnötig!

Island

Auf Grund der Annehmlichkeiten des heutigen Reisens, überall freies WLAN, konnten wir abends noch im Netz nach aktuellen Informationen stöbern. Zum Beispiel: Gibt es die Möglichkeit in den nächsten Stunden und Tagen die Aurora Borealis, die Nordlichter, zu sehen, oder nicht? Wunderbar, vor 20 Jahren wäre das undenkbar gewesen!

Der nächste Morgen empfing uns mit Dunkelheit, es wird im Februar ja erst um 09.00 Uhr hell. Der Plan war, alles Organisatorische im Dunkeln zu erledigen, so dass wir das Tageslicht für unsere Tour nutzen konnten. Der Mietwagen wurde pünktlich gebracht und gleich ging es in Eigenregie los.

Island Island Island

Zwanzig Minuten oberhalb von Reykjavik befanden wir uns ganz allein inmitten einer schneebedeckten, bergigen Wüstenlandschaft. Der Eiswind pfiff uns mit enormer Gewalt um die Ohren. Das Filmen und Fotografieren musste schnell vonstatten gehen, da die Finger schon nach kürzester Zeit zu erfrieren drohten. Das Riesenauto war unsere Wärmezelle und Schutz, wie angenehm!

Island

Erster Halt war „Þingvellir“. Hier wurde das „Alþing“, die traditionelle und gesetzgebende Versammlung der Wikinger, jedes Jahr zwei Wochen im Juni zur Sonnenwende, abgehalten. Es gehört zu den ältesten Parlamenten der Welt und fand erstmals um 930 n.Chr. statt. Im Jahr 1000 n. Chr., beschloss man, sich dem Christentum anzuschliessen. Erst im Jahre 1798 lösten es die Dänen es auf. Ausserdem befindet sich diese heilige Stätte der Wikinger unmittelbar auf den, sich voneinander entfernenden, Kontinentalplatten- der Eurasischen und der Nordamerikanischen. Sie bewegen sich jährlich rund 2cm voneinander weg. Nirgens auf der Erde kann man also in wenigen Sekunden, den jeweils anderen Kontinent zu Fuss erreichen. Wir hatten Gänsehaut, nicht nur der Kälte wegen! Diese Geschichte, diese gewaltige Natur, wo man sich als Mensch so klein fühlt, zwingt einen förmlich zur inneren Einkehr! Die steifgefrorenen Hände beim Filmen merkten wir genauso nicht mehr, wie unsere Eisnasen. Also mussten wir, eher widerwillig, zurück ins rettende Warm der Moderne: ins Auto.

Pinkvilir

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Weiter ging es ins Heißwassertal „Haukadalur“.
Überall tritt schwefelhaltiges, kochendes Wasser zutage. Dampf, überall Dampf. Kleinere schneebedeckte Berge im Hintergrund machen das Naturschauspiel perfekt.

Haukadalur Haukadalur

Highlight ist der Geysir Strokkur, zu deutsch Butterfass. Er bricht fast regelmässig im Zehnminutentakt aus. 25- 35 Meter Höhe erreicht seine kochende Wassersäule. Der jeweils nächste Ausbruch kündigt sich durch das Heben und Senken des Wassers im Erdkrater an. Wenn sich dazu viele kleine Bläschen bilden, ist es nur noch eine Frage von wenigen Sekunden, bis sich eine strahlend blaue Wasserbeule bildet, welche dann mit ungeheurer Wucht gen Himmel explodiert.

Strokkur width=

Nur wenige Kilometer entfernt, hört man schon das Donnern und wilde Rauschen des Gullfoss, des grössten und wasserreichsten Wasserfalls Europas. Seine wilden Wasser stürzen in zwei Stufen in tiefe, enge Schluchten. Durch die enorm hoch aufsteigende Gischt war unser Kameragehäuse samt Objektiv augenblicklich vereist. Wieder war man von dieser gigantischen Naturgewalt gefesselt. Sie kam einem so gewaltig und schon fast unwirklich vor. In solchen Momenten schien die Zeit zu rennen, man fühlte sich wie ein Staubsauger- einsaugen, einsaugen der klaren Luft, der Stimmung und der phänomenalen Bilder der Kulisse. Wir merkten nicht, wie schon die Dämmerung einsetzte. So machten wir uns langsam auf den Weg retour nach Reykjavik. Abendröte in den unterschiedlichsten Schattierungen machten die Rückfahrt zu einem Genuss für die Sinne. Wir kamen von einem Gänsehautmoment zum nächsten- welch ein spektakuläres Land!

Gullfoss

Gullfoss Gullfoss

Als Sahnehäubchen obendrauf, konnten wir gegen Mitternacht über den gegenüberliegenden Dächern unseres Quartiers, die Aurora im schillernsten Grün erleben. Für Touristen werden extra Aurora- Fahrten angeboten. Meistens finden diese von 18.00- 22.00 Uhr statt, oftmals ohne „Erfolg“. Wir hatten Glück, dass wir zu späterer Stunde nicht schlafen konnten und einfach bei offenem Fenster eine Zigarette rauchten. Wir haben sie gesehen und damit ging wieder ein Traum in Erfüllung. Na dann: Gute Nacht.

Aurora Aurora

Nach nächtlicher Recherche stand unser Plan für diesen Tag fest: Die Südküste entlang bis nach Vik, der südlichsten Stadt Islands. Frühstück, Proviant in den Rücksack packen, Kameras überprüfen und nicht´s wie los. Der Wettergott hat mitgespielt. Ab 09.00 Uhr klarer Himmel im Morgenlicht und wir befanden uns schon kurz hinter Reykjavik auf der Piste. Auf dem Berganstieg lugte die Sonne im Gegenlicht zwischen Dampf und Bergen hervor- eine schier unbeschreibliche Lichtstimmung! „Staubiger Bodenschnee“, wie die Isländer dieses Phänomen trefflich bezeichnen, fegte über den Asphalt.

Nach einer Weile sahen wir den linksseitig gelegenen „Seljalandsfoss“. Dieser Wasserfall stürzt hier 66 Meter in die Tiefebene vor der Küste. Er wird vom Gletscher des Vulkans Eyjafjallajökull, der uns allen seit seinem Ausbruch im Jahre 2010 bekannt ist, gespeist. Dessen Eisdecke misst eine Grösse von 78 Quadratkilometern! So ergiessen sich viele prachtvolle Wasserfälle aus seinem Gletscher. Skurrile Eisformationen, welche uns an Fabelwesen erinnerten, säumten den unteren Bereich des Wasserfalls.

Seljalandsfoss Seljalandsfoss

Nach kurzer Fahrt kamen wir zum „Skogafoss“. Er ist 25 Meter breit und ergiesst sich 60 Meter in die Tiefe. Der Sage nach, soll der erste Wikingersiedler der Gegend, einen Schatz hinter dem Wasserfall versteckt haben. Viele Jahre später fand ein kleiner Junge die Truhe. Er konnte aber nur den Griff greifen, bevor die Kiste verschwand. Jener Griff wird heute im Museum ausgestellt.

Skogafoss

Skogafoss Skogafoss

Rechts neben dem oberen Ende des „Skogafoss“ befindet sich eine Aussichtsplattform, wo man eine atemberaubende Sicht auf den Vulkan, seinen Gletscher, den Wasserablauf und die weitläufige Küstenebene geniessen kann. Also nicht´s wie hoch! Und tatsächlich: Einen solchen Blick, mit diesem Panorama, haben wir nie zuvor gesehen! Atemlos vom Anstieg und vor Erstaunen, verweilten wir hier. Die Mittagssonne wärmte sogar ein wenig.

Skogafoss

Am Nachmittag erreichten wir den Endpunkt der Tour - Vik, direkt unterhalb des Katla-Vulkans gelegen. Er ist der viel grössere Bruder des „Eyjafjallajökull“. Die Isländer fürchten einen baldigen Ausbruch der Katla, weil die Geschichte immer wieder zeigte, dass der kleinere Bruder meist der Vorbote war. Die Kirche von Vik blieb in den letzten Jahrhunderten, wie durch ein Wunder, von Ausbruchszerstörungen verschont. Ein breiter Lavastrand säumt die Küste und in der Nachmittagssonne sieht man im Gegenlicht die Dykes. Das sind 3 Felsnadeln direkt vor der zerklüfteten Küste. Auch hier gibt es eine Überlieferung aus dem isländischen Sagenreich: Trolle wollten ein Schiff an Land bringen und wurden bei dem Vorhaben versteinert.

Vik

Vik Vik

Auf der Rückfahrt, eine Bucht westlich von Vik gelegen, befindet sich der Strand von „Reynisfjara“. Er ist, NOCH nicht gut ausgeschildert, Gott sei Dank. Direkt am Wasser befinden sich die phänomenalen Basaltsäulen und Höhlen. Diese Strukturen der Erd,- und Vulkangeschichte zählen zu den schönsten Europas.

Reynisfjara

Reynisfjara Reynisfjara Reynisfjara

Man riet uns, schnell gen Reykjavik zu fahren, denn ein kräftiger Sturm zog auf. Wie gesagt, getan. In den Bergen fiel die Temperatur auf unter 14 Grad Celsius und es pfiff anständig.

Reynisfjara

Fazit: Wir hatten unglaubliches Glück mit dem Wetter, wir waren immer am richtigen Ort zur rechten Zeit. Island ist für Naturliebhaber ein Muss. Jedoch zeigen sich deutliche Anzeichen für künftigen Massentourismus, was uns nachdenklich stimmt. Grossräumige Parkflächen für viele Autos und Reisebusse sind im Bau. Hoffentlich nimmt die einzigartige Natur Islands dadurch keinen Schaden. Liegengelassener Müll von Menschenscharen wären ein Gräuel.

Text/Fotos: Aeneas-Carlo Dörschmann-Sander





Schiffstagebuch einer Reise in die Antarktis Die Antarktis war noch vor hundert Jahren der letzte unerforschte Kontinent auf unserem Planeten. Das geheimnisvolle Südland verteidigte sich hartnäckig gegen Eroberung und Entdeckung. Die monatelange Dunkelheit der Polarnacht stürzte Menschen in den Wahnsinn oder die eisige Kälte ließ sie zugrunde gehen. Trotz der Extreme gehören die eiskalten Meere rings um den Kontinent zu den artenreichsten Gewässern der Welt. Im antarktischen Sommer 2008 hatte ich die Möglichkeit diesen einzigartigen Kontinent hautnah zu erleben… [mehr]





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